Liquidität ist der Motor strategischer Handlungsfähigkeit
Wie Mittelständler mit Sale & Lease Back im M&A-Prozess Spielraum gewinnen
Der deutsche Mittelstand befindet sich im Umbruch: Hoher Investitionsbedarf, begrenzter Zugang zu Fremdkapital und eine bevorstehende Welle an Unternehmensnachfolgen setzen Unternehmen unter Druck. Laut der M&A-Analyse von RSM Ebner Stolz hat sich der Markt zwar insgesamt eingetrübt, doch vor allem kleinere und mittlere Transaktionen zeigen sich weiterhin widerstandsfähig. Strategische Käufer agieren dabei selektiver als in den Vorjahren. Wer in diesem Umfeld eine Transaktion vorbereitet, braucht eine belastbare Finanzierungsstrategie – und Liquidität als Spielraum. Ein bewährtes, aber oft unterschätztes Instrument dafür ist Sale & Lease Back von Maschinen und Produktionsanlagen. Richtig eingesetzt, kann es entscheidend zur erfolgreichen Gestaltung eines Unternehmensverkaufs beitragen.
Wer heute als Unternehmer im Mittelstand eine Transaktion vorbereitet, steht vor einer Gemengelage, die es in dieser Form lange nicht gab: hohe Investitionserfordernisse, restriktive Finanzmärkte, geopolitische Dauerkrisen und eine nie dagewesene Nachfolgewelle. Die RSM-Ebner-Stolz-Analyse zeigt klar: 2024 war für den deutschen M&A-Markt kein verlorenes Jahr, aber auch kein Selbstläufer. Während die Gesamtzahl der Transaktionen leicht zurückging, hielt sich das Small- und Mid-Cap-Segment erstaunlich stabil. Das ist kein Zufall – und gleichzeitig ein Auftrag an Verkäufer, ihre Hausaufgaben zu machen.
Bis 2026 stehen rund 190.000 Unternehmensnachfolgen an. Viele Betriebe sind gesund, aber bilanzseitig unflexibel. Andere stecken mitten in Transformationsprozessen: Digitalisierung, ESG-Implementierung, Automatisierung. Das bindet Kapital – Kapital, das in einer Transaktion ebenso wichtig ist wie die Qualität des Geschäftsmodells. Gleichzeitig sehen wir, dass strategische Käufer wählerischer geworden sind. Die Zeiten, in denen „alles“ verkauft wurde, sind vorbei. Heute braucht es eine klare Story, belastbare Kennzahlen – und liquide Mittel, um handlungsfähig zu bleiben.
Zwar ist der EZB-Leitzins zuletzt auf 2,00 % (08/2025) gesunken, doch Banken vergeben Kredite weiterhin vorsichtig. Basel-III-Anforderungen, strengere Risikoabwägungen und der Fokus auf Sicherheiten bremsen viele Mittelständler aus. Laut RSM-Ebner-Stolz sind insbesondere Transaktionen in den Sektoren Maschinenbau, Industriekomponenten, etc. nach wie vor gefragt – aber nur, wenn die Finanzierungskette geschlossen ist. Wer hier mit einem durchdachten Finanzierungsmix auftritt, verschafft sich einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Sale & Lease Back als strategischer Hebel
In diesem Umfeld gewinnt ein klassisches Instrument wieder an Strahlkraft: Sale & Lease Back für produzierende Maschinen und Anlagen. Das Prinzip ist einfach, die Wirkung oft enorm: Unternehmen verkaufen ihre Maschinen oder Produktionsanlagen an eine Leasinggesellschaft (wie zum Beispiel Nord Leasing GmbH) und mieten sie unmittelbar zurück. Nach einer Bewertung per Zeitwertgutachten fließt der Kaufpreis in der Regel binnen sechs bis acht Wochen. Die Maschinen bleiben im Einsatz, der Betrieb läuft ohne Unterbrechung weiter. Übliche Vertragslaufzeiten liegen zwischen 48 und 54 Monaten mit fixen Leasingraten. So wird gebundenes Kapital kurzfristig freigesetzt und planbar refinanziert – ohne zusätzliche Bankkredite und ohne operative Einschränkungen.
Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht den Nutzen: Ein mittelständischer Metallverarbeiter konnte durch Sale & Lease Back rund 2,5 Mio. € Liquidität freisetzen – ohne eine einzige Schraube weniger zu produzieren. Dieses Kapital floss direkt in die Modernisierung einer Fertigungslinie und die Finanzierung der Transaktionsnebenkosten. Das Ergebnis: eine gestärkte Marktposition und eine deutlich bessere Verhandlungsbasis im Verkaufsgespräch. Für Käufer kann das Modell ebenso interessant sein: Es schafft finanzielle Spielräume für den Erwerb selbst oder für anschließende Wachstumsinvestitionen, etwa die Integration von Zukäufen oder die Erweiterung der Produktpalette.
Passgenaue Integration statt isolierter Maßnahme
Sale & Lease Back ist aber auch kein Allheilmittel. Es entfaltet seinen größten Nutzen, wenn es in ein übergeordnetes Transaktionskonzept eingebettet ist. Richtig geplant, kann es gezielt wirken. Entscheidend ist, dass es sich stimmig in die Gesamtstrategie einfügt und nicht isoliert betrachtet wird. Gerade in der M&A-Praxis ist die Kombination mit anderen Finanzierungsformen – von Mezzanine-Kapital über stille Beteiligungen bis zu strategischen Investoren – oft der Schlüssel zum Erfolg. Die RSM-Ebner-Stolz-Analyse zeigt, dass rund ein Drittel aller Transaktionen Nachfolgeregelungen betreffen. Hier kann Sale & Lease Back nicht nur Finanzierungslücken schließen, sondern auch die Übergabe professionalisieren: Wer mit einer sauberen Bilanz, modernen Produktionsmitteln und gesicherter Liquidität an den Tisch kommt, wirkt attraktiver – und erhöht die Chancen auf einen fairen Kaufpreis.
Natürlich gibt es Vorbehalte. „Ich gebe doch nicht mein Herzstück aus der Hand“ ist ein Satz, den wir ab und an hören. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Maschinen stehen weiterhin in der Werkhalle, laufen wie zuvor, und der Unternehmer behält die volle Nutzungshoheit. Sale & Lease Back ist kein Outsourcing, sondern ein befristetes Finanzierungsinstrument. Wichtig ist, die vertraglichen Rahmenbedingungen genau zu prüfen – von der Laufzeit über Restwertregelungen bis hin zu Servicepflichten. Bei professioneller Gestaltung lassen sich diese Punkte so verhandeln, dass der unternehmerische Handlungsspielraum gewahrt bleibt.
Handeln, bevor der Markt sich dreht
Die aktuelle Marktlage spricht dafür, jetzt zu handeln. Die Nachfolgewelle rollt, Investoren sind selektiv, Zinsen bleiben trotz leichter Entspannung höher als im letzten Jahrzehnt, und der globale Wettbewerb fordert Kapitaldisziplin. Wer wartet, riskiert, dass sich der Markt gegen ihn dreht – sei es durch sinkende Bewertungen oder verschärfte Finanzierungskonditionen. Sale & Lease Back ermöglicht es, in kurzer Zeit Liquidität zu mobilisieren, ohne operative Substanz zu verlieren. Das ist in einem kompetitiven M&A-Prozess oft der Unterschied zwischen Zuschlag und Absage.
Fazit
Liquidität ist nicht alles, aber ohne Liquidität ist alles nichts. Das gilt im Tagesgeschäft und erst recht in einer Unternehmenstransaktion. Die Zahlen der RSM-Ebner-Stolz-Analyse belegen, dass der Mittelstand in Teilen resilient bleibt, aber zunehmend strategisch denken muss. Sale & Lease Back ist dabei kein Modeinstrument, sondern ein bewährter, vielfach erprobter Baustein. Eingebettet in ein durchdachtes Transaktionskonzept, mit klarem Blick auf Kosten und Nutzen, kann es genau das entscheidende Schmiermittel sein, das eine Transaktion erfolgreich zum Abschluss bringt.
_________________________
Autor:
Samuel V. Gmeinder
Vertriebsleiter Region Süd bei der Nord Leasing GmbH
Samuel V. Gmeinder hat eine 15-jährige Erfahrung im Finanzierungs- und Leasing-Bereich vorzuweisen. Er besitzt einen Bachelor (BA) in Business Administration und war vor seinem Einstieg in die Nord Leasing GmbH als Firmenkundenberater für eine Privatbank tätig.