Enterprise Software M&A zeigt sich aktuell als eher regionaler Markt
Käufer zielen auf Technologien für Videokonferenzen, Lieferkettenlogistik und Gesundheitstechnik, so der neue Hampleton Partners Report
- Volumen ist weitgehend unverändert – das Transaktionsvolumen ist in der ersten Hälfte des Jahres 2020 gegenüber der zweiten Hälfte des Jahres 2019 um fünf Prozent gesunken
- Bewertungsmultiplikatoren beginnen zu sinken – 16,7x hinter dem 30-Monats-Median der EBITDA-Multiplikatoren im Vergleich zu 17,3x in der zweiten Jahreshälfte 2019
- Mehr regionale Geschäftsabschlüsse auf dem M&A-Markt für Enterprise Software. Reisebeschränkungen und lokale Lockdown-Maßnahmen haben Auswirkungen auf interkontinentale Fusionen und Übernahmen
Laut neuestem globalen Enterprise Software M&A-Marktreport des internationalen Technologieberaters Hampleton Partners ging das Transaktionsvolumen um fünf Prozent zurück. So wurden in der ersten Hälfte des Jahres 2020 602 Transaktionen verzeichnet, im Vergleich zu 631 in der zweiten Hälfte des Jahres 2019.
Der Bericht von Hampleton verzeichnet einen offengelegten Transaktionswert von 34 Mrd. USD mit einer Handvoll Blockbuster-Deals im Milliarden- und neunstelligen Bereich. Darunter befindet sich die Übernahme von Plaid durch Visa im Wert von 5,3 Mrd. USD und die Übernahme von Vlocity durch Salesforce im Wert von 1,3 Mrd. USD. Im Gegensatz zu früheren Quartalen wurden im zweiten Quartal 2020 61 Prozent der europäischen Ziele von europäischen Acquirern gekauft. Das zeigt, dass in diesem Jahr mehr regionale Geschäfte abgeschlossen wurden.
Miro Parizek, Gründer von Hampleton Partners, kommentiert: „Enterprise Software M&A blieb in der ersten Hälfte des Jahres 2020 stabil. Das Transaktionsvolumen entsprach dem der jüngsten Vergangenheit, während wir erste Anzeichen einer Abwärtskorrektur der Bewertungen feststellen konnten. Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir im Bereich Unternehmenssoftware robuste M&A-Aktivitäten. PE-Investoren und etablierte strategische Käufer ringen um ihre Führungsposition im neuen post-pandemischen Geschäftsumfeld.“
Anbieter von Videokonferenzen ziehen neue Käufer an
Der M&A-Markt für Unternehmenssoftware wird durch die Covid-19-Pandemie neu gestaltet. Miro Parizek kommentiert: „Sowohl Private Equity als auch strategische Käufer richten ihr Augenmerk auf Unternehmen, die zur Verbesserung der Kommunikation, zur Rationalisierung von Prozessen oder zur Erleichterung von Remotearbeitsmöglichkeiten beitragen.“
Im April 2020 erwarb das Telekommunikationsunternehmen Verizon mit BlueJeans einen amerikanischen Anbieter von Videokonferenzen, Webinaren und Online-Veranstaltungsmanagement-SaaS für 400 Mrd. USD bei 4-fachem Umsatz. Im März 2020 erwarb die Private-Equity-Firma Marlin mit Lifesize einen Anbieter von 4K-Videokonferenz-SaaS. Die Summe wurde hier nicht veröffentlicht.
Lieferkettenlogistik stößt weiterhin auf Interesse
Zudem wird der Markt von Unternehmen befeuert, die den E-Commerce-Boom anheizen – darunter besonders auch Lieferkettenlogistik-Software, die für die Verbesserung des Last-Mile-Fulfilment entscheidend ist.
Im Januar erwarb WiseTech Global mit SISA Studio ein an der ASX notiertes Unternehmen, das sich auf SaaS für Logistikmanagement spezialisiert hat. Zudem erwarb Valsoft, ein in Montreal ansässiger vertikaler Investor, die belgischen Vermögenswerte von Navitrans. Navitrans bietet Logistik- und Lagerverwaltungs-SaaS an und ermöglicht die Verwaltung von Land-, See- und Luftfrachtspedition sowie die damit verbundene Dokumentation und integrierte Logistik.
Gesundheitswesen bleibt größte Software-Vertikale
Im 1H2020 dominierte außerdem Gesundheitstechnologie das vertikale Software-Segment. Im Februar erwarb CompuGroup Medical, eine deutsche SaaS-Lösung für das Informationsmanagement im Gesundheitswesen, die deutschen und spanischen Vermögenswerte der Cerner Corp. Die Übernahme schloss mit 249 Mio. USD ab, was dem 3-fachen des Umsatzes von Cerner und dem 17,1-fachen des EBITDA entspricht.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens beschleunigt den Anstieg der Datenmengen. Mit diesem Anstieg benötigen die Akteure im Gesundheitswesen neue und verbesserte Tools aus den Bereichen künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen (ML) und prognostische und präskriptive Analysen. Der Hampleton-Report zeigt, dass die Zahl der KI-Ziele exponentiell ansteigt, da die Early Mover und Pioniere dieses Bereichs reif für den Verkauf werden. So tätigte der amerikanische Anbieter von Gentests Invitae im 1H2020 zwei Übernahmen in diesem Bereich. Bei der ersten erwarb er die belgische Diploid für 95 Mio. USD, bei der zweiten YouScript für 79,3 Mio. USD. Letzteres ist ein vier Jahre altes amerikanisches Startup, das SaaS für die Verwaltung und Analyse verschreibungspflichtiger Medikamente für Anbieter im Gesundheitswesen bereitstellt.
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Der aktuelle „Enterprise M&A Report 2H2020“ kann unter folgendem Link kostenfrei heruntergeladen werden: https://www.hampletonpartners.com/de/reports/enterprise-software-report/.