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Private Equity Roundtable: Was kommt nach dem Lockdown

Die Experten Burc Hesse, Martin Suter, Thomas Weitkamp und Tobias Larisch diskutieren bei einem Private Equity Roundtable über aktuelle Herausforderungen und Chancen der Private Equity Branche.

Corona ist auch für die Private Equity Branche ein Stresstest: Ein Großteil von Portfolio-Unternehmen in- und ausländischer Finanzinvestoren ist branchenabhängig von der COVID-19 Pandemie betroffen und hat häufig nur mit bedeutenden Auflagen Chancen, Überbrückungskredite von Bankenseite erhalten. Die Experten Martin Suter (Co-Chef der Investmentbank Rothschild & Co in Deutschland), Burc Hesse (Partner Private Equity, Latham & Watkins), Thomas Weitkamp (Partner Bank- und Finanzrecht, Latham & Watkins) und Dr. Tobias Larisch (Partner Corporate / M&A, Latham & Watkins) diskutierten über aktuelle Herausforderungen und Chancen für die Private Equity Branche sowie den gesamten M&A Markt.

Banken in der Krise am Akquisitionsfinanzierungsmarkt zurückhaltend

Thomas Weitkamp sieht aktuell eine Zurückhaltung der Banken bei neuen Akquisitionsfinanzierungen, die die Marktpositionierung der Debt Fonds weiter stärken werde. Bereits vor Corona hätten Debt Fonds großen Druck auf den Markt ausgeübt und sich zunehmend einen größeren Marktanteil in der Akquisitionsfinanzierung erkämpft. Er schätzt, dass Banken auch nach Corona vielfach mit Portfolioarbeit sowie KfW- und sonstigen Förderfinanzierungen beschäftigt sein werden und den Debt Fonds in Teilen das Feld überlassen werden müssen. Letztere wären aufgrund der hohen zur Verfügung stehenden Liquidität auch einem höheren Investitionsdruck ausgesetzt, als das bei Banken der Fall sei. Weitkamp merkte weiter an, dass sich Kreditgeber sowohl auf Bankenseite als auch bei den Fonds die Targets im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Businesspläne als auch bei den Due Diligence Anforderungen zukünftig genauer und selektiver anschauten. Dies bedeute gleichzeitig, dass Finanzierungen sowohl bei Banken als auch Debt Fonds teurer werden könnten.

Private Equity wird zukünftig eine größere Rolle im M&A Markt spielen 

Obwohl der M&A Markt aktuell nahezu zum Erliegen gekommen ist, waren sich jedoch alle Experten einig, dass die Bedeutung von Private Equity nach der Krise weiter zunehmen werde. Finanzinvestoren hätten sich über die Jahre als flexibler und verlässlicher Partner für den deutschen Mittelstand etabliert, zudem hätten die Fonds vor der Krise Rekordsummen an Kapital eingesammelt, die darauf warteten, investiert zu werden. „Zu Beginn der Krise waren die PE Investoren sehr stark auf ihre Portfolio Unternehmen fokussiert, aktuell beobachten wir, dass sie wieder mehr nach neuen Investitionsmöglichkeiten suchen“, erläutert Martin Suter. Zwar gebe es im Markt generelle Unsicherheiten, auch über die richtigen Bewertungen von Unternehmen nach COVID, sowie viele Liquiditätsherausforderungen, dennoch „erwarten wir hier von Private Equity einen wichtigen Beitrag als Kapitalgeber, vor allem beim Eigenkapital, aber auch Vorzugskapital oder Fremdkapital“.

Der Wettbewerb um interessante Ziele wird steigen

Burc Hesse betonte, dass die Diskrepanz zwischen vorhandenen Investitionsmitteln und möglichen Targets immer größer würde, weil zu erwarten sei, dass Private Equity in naher Zukunft nicht als Verkäufer in Erscheinung trete, sog Secondary Transaktionen also abnähmen, bis der Markt sich wieder normalisiere. Darüber hinaus kämen auch eine ganze Reihe an Unternehmen, die durch die Corona-Krise sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind als mögliche Targets zumindest für eine Weile nicht mehr in Frage. „Der Wettbewerb wird dadurch sehr stark ansteigen, was die Bewertungen bei den trotz Corona begehrten Targets noch weiter nach oben treiben wird“.

Neue Strukturen und veränderte Transaktionsformen

Auf die Frage, welche Transaktionsformen man jetzt erwarten könne, erläuterte Tobias Larisch, dass PE sich sehr viel häufiger auch börsennotierte Unternehmen anschaue. Mit Blick auf die gegenwärtig häufig geringeren Börsenkurse würden Strukturen wie Minderheitsbetei-ligungen (PIPE) und öffentliche Übernahmen (P2P) analysiert. Die Herausforderung sei jedoch auch hier geeignete Ziele in Deutschland zu finden, weil eine Vielzahl interessanter Targets über Ankeraktionäre verfüge oder sich in der Hand von Familiengesellschaftern befänden, die nicht ohne weiteres Willens sind, solchen Transaktionen näher zu treten. Allgemein gelte, dass die Verschärfung des Außenwirtschaftsrechts in ganz Europa diese Transaktio-nen vor weitere Herausforderungen stelle. „Wir erwarten, dass die Behörden von diesen Kontrollen in den nächsten Monaten sehr stark Gebrauch machen werden“.

Interessante Sektoren

Bei der Frage nach den interessanten Sektoren für Private Equity stimmten Suter, Hesse und Weitkamp überein, dass Technology, Healthcare und Business Services, für alle im Markt gerade die spannenden Bereiche seien, gaben jedoch zu bedenken, dass man sehr genau prüfen müsse, ob Unternehmen die jetzt während Corona eine gute Performance ablieferten, auch nach der Krise noch gute Businessmodelle hätten. Tobias Larisch ergänzte, dass auch Infrastruktur-Assets mit regulierten Entgelten bei Investoren nach wie vor hoch im Kurs stünden.

(Quelle)

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